Die Orlindis Dahlbüdding Stiftung finanziert mehrere Initiativen in der Jugendvollzugsanstalt Iserlohn. Zum einen ein Sexualkunde-Projekt, das den Mädchen und jungen Frauen ermöglichen soll, ein selbstständiges und kritisches Bewusstsein zu entwickeln, was ihre Sexualität und ihre Beziehungen betrifft.

Dazu die Frauenärztin Dr. Sabine Heilmann:

„Seit Februar 2018 betreue ich als Frauenärztin die Mädchen und jungen Frauen der Haftanstalt Iserlohn im Einzelkontakt in einer wöchentlich stattfindenden gynäkologischen Sprechstunde. Der Werdegang der Mädchen und jungen Frauen ähnelt sich: sie wurden häufig schulfern groß, stammen oft aus prekären Verhältnissen und bringen Erfahrungen instabiler familiärer Verhältnisse mit. Bis auf sehr wenige Ausnahmen verfügen die Mädchen und jungen Frauen über ein allenfalls rudimentäres Wissen über die oft tabuisierten Themen rund um Sexualität und körperliche Entwicklung – risikoreiches Sexualverhalten und die Inkaufnahme ungewollter Schwangerschaften sind oft die Folge.

In dem geschützten Rahmen des sexualpädagogischen Projekts erarbeiten die Mädchen und jungen Frauen gemeinsam mit mir Wissen über die Zusammenhänge der o.g. Themenbereiche. Häufig sprechen Mädchen erstmals überhaupt über ihre Sorgen, Fragen und Nöte. Bei konkreten Beschwerden kann ich zeitnah einen Termin in der Sprechstunde anbieten – was für manche das erstmalige Angebot einer gynäkologischen Betreuung überhaupt ist und gerne angenommen wird. Bei unseren Gruppentreffen stehen uns zahlreiche Anschauungsmaterialen wie z.B. Modelle von Gebärmutter und Eierstöcken, Bildatlanten, diversen Verhütungsmaterialen ( Pillen, Spiralen, Kondome, Verhütungsstäbchen etc ) und über 60 Kärtchen mit den typischen Fragen aus Teenagersprechstunden, aus denen die Teilnehmerrinnen auswählen können, wenn sie mit der Formulierung ihrer Fragen Mühe haben, zur Verfügung.

Die Erfahrung zeigt, dass die Mädchen und jungen Frauen nach anfänglicher Scheu zunehmend Vertrauen fassen und „ihre“ Themen zur Sprache bringen. Ziel ist es, sie in der Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität zu unterstützen und zur Verantwortlichkeit bezüglich ihrer sexuellen Aktivität zu ermutigen und zu befähigen.“

Eine weitere Initiative ist ein Workshop zur Kriminalitätsprevention, der von Maximilian Pollux vom Verein SichtWaisen angeboten wird. In der Workshopbeschreibung des Vereins heißt es:

„Das Konzept des SichtWaisen Workshops basiert auf dem Lebenslauf des Referenten Maximilian Pollux. Er war selbst jugendlicher Intensivstraftäter und war Mitglied einer Organisation, welche im Handel mit Betäubungsmitteln involviert war. Nach erfolgtem Haftbefehl wurde er nach 2 Jahren auf der Flucht mit 21 Jahren im Ausland verhaftet. Er wurde verurteilt und verbüßte bis 2015 eine 10-jährige Haftstrafe. Wesentlich ist, dass Herr Pollux durch seine Erfahrungen sich direkt in die Lebenswelt der Jugendlichen hineinversetzen kann. Er kennt die Gründe und Triggerpunkte, die Jugendliche zu einem Leben in der kriminellen Welt bewegen, die Verlockungen und Sehnsüchte, die unerfüllten Bedürfnisse.

In diesem Zusammenhang werden die Inhaftierten durch Herrn Pollux angeregt ihre eigenen u.a. widersprüchlichen Einstellungen, Handlungsbegründungen, Ziele sowie Menschenbilder (u.a. Frauenbild) zu hinterfragen… Aufgrund des positiven Effekts des Workshops auf die männlichen Inhaftierten wird dieser im November 2021 erneut angeboten, diesmal für weibliche Inhaftierte.“

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